Nachricht aus Chiapas

Über Schleichwege des Internetdschungels erreichte uns eine Nachricht (ausnahmsweise mal) über eine positive Entwicklung in Chiapas. Weil ansonsten sieht es nicht gut aus, die Spannung steigt und Repression ist an der Tagesordnung. Die Zapatistas sind mehr denn je auf internationale Solidarität angewiesen. Mehr Infos auf Chiapas 98.de und zum Aktivwerden beim Ya-basta-Netz.

„Und die ZapatistInnen machen es uns wieder einmal mal vor
Am 05.03.2008 wurde das Barrio Cinco de Marzo (fuenfter Maerz) umgetauft von Barrio auf Comunidad. Damit wurde die Autonomie ausgerufen fuer diese Gemeinde.

Anlaesslich dieses Ereignisses gab es eine Feier wo sich unter die ca. 150 GemeindemitgliederInnen so um die 30 Menschen aus aller Welt mischten. Die ZapatistInnen und die anderen Menschen aus aller Welt gaben sich alle Muehe, und erreichten es auch diesen Tag, ausgiebig zu feiern.

Nach einer Anrede vormittags fand eine Messe statt, auf diese folgte ein Theaterstueck einer Clowngruppe. Die Clowngruppe war zusammengesetzt aus (Anti-) Internationalen und fuehrte ein Stueck auf mit dem Titel “Aguas con el Agua“ was soviel bedeutet wie Vorsicht mit dem Wasser. In diesem Stueck wurde auf superwitzige Weise die Kontamination des Wasser und die Vermeidung dessen thematisiert. Nach dem Thaterstueck haben die ZapatistInnen zum Essen eingeladen und es wurde im gemuetlichen Zusammensein an langen Tischen auf der Plaza gesessen. Im zweiten Teil der Veranstaltungen gab es eine weitere Clownvorfuehrung diesmal der compañer@s, ein Gedicht mit dem Titel “La otra Educacion“ (Die andere Bildung) und es wurde eine Abschlussrede gehalten.

Die ZapatistInnen bewohnen dieses Gebiet seit dem Aufstand von 1994. Die Situation vor Ort ist immer noch sehr schwierig, da die Gemeinde gespalten ist. Es leben dort nicht nur ZapatistInnen, sondern auch Anhaenger anderer politischen Gruppen und Parteien wie der PRI oder PAN. Dadurch sind haeufiger Anfeindungen ausgesetzt. Es wird ihnen willkuerlich das Wasser und/oder der Strom abgestellt. Zu koerperlichen Ubergriffen ist es noch nicht gekommen. Ob, wieviele und welche paramilitaerischen Gruppen sich in der Comunidad befinden ist schwer abzuschaetzen, da diese sich dort nicht zu erkennen geben.

Angesichts der heutigen extrem angespannten Lage ist jedoch nicht absehbar ob sich die Agression gegenueber den Compañer@s nicht noch verschaerfen wird. Bei einem heutigen Gespraech mit Compañer@s eines Caracols (politisches Zentrum der ZapatistInnen) wurde ganz klar geaeussert, dass egal was kommt und trotz aller Bedrohungen und Uebergriffe werden sie weiter kaempfen und nicht aufgeben. Dies bezog sich nicht nur auf die Comunidad Cinco de Marzo, sondern auf alle zapatistische Gebiete. Sie kaempfen weiter fuer die Anerkennung ihrer Rechte als Indígenas welche ihnen bis heute verwehrt werden. Und sie betonten ihre Forderung nach: Todo para Tod@s y nada para nosotr@s ( Alles fuer Alle und nichts fuer uns). Sie sehen ihren Kampf als weltweiten Kampf und die Wichtigkeit guter Organisation.

Erschwert wird ihnen der Kampf durch die Versuche der Regierung, die Bauern und Baeuerinnen zu kaufen. So werden ihnen Land, Geld, Lebensmittel oder andere Verguenstigungen geboten fuer ihren Austritt bei den ZapatistInnen und bestmoeglichst der Eintritt in einer der korrupten Parteien.

Waehrend des Gespraechs im Caracol flog ein Hubschrauber ueber dem Haus, worauf die Compañer@s meinten, dass das ein weiterer Versuch ist einzuschuechtern, und sie unter Beobachtung stehen.

Es ist wirklich mehr als bewundernswert, dass trotz all dieser extremen Repression diese Menschen nichts ihren Kampfgeist verlieren, sondern eher das Gegenteil passiert. Es geht immer weiter nach vorne. So wollen sie in der neuen Comunidad bald den Zugang zu einer autonomen zapatistischen Schule ermoeglichen und zu ihrem autonomen Gesundheitssystem.

Mit ihrem Lebensmodell erschaffen sie ein total kontraeres zu dem heute existierendem ausbeuterischen, menschenverachtenden und neoliberalistischen.
Ihr Schwerpunkt liegt nicht in der Erwirtschaftung des bestmoeglichsten Gewinns, was natuerlich nur mit Ausbeutung und Marginalisierung von statten gehen kann.

Sie haben drei ganz andere Schwerpunkte ihres Kampfes;
1. Gesundheitssystem
2. Bildung und
3. Landwirtschaft
Mit diesen drei Schwerpunkten soll eine menschenwuerdige Versorgung Aller erreicht werden.
Den Unterschieden zwischen oben und unten soll entgegengewirkt werden, eine gerechte Verteilung erreicht werden.

Ich denke, das es hier eine Menge zu lernen gibt fuer uns und alle weltweiten systemkritischen Bewegungen, und dass das was hier von statten geht uns Hoffnung geben kann. Die ZapatistInnen machen uns vor, dass autonome Strukturen funktionieren koennen und ein Leben in diesen Strukturen moeglich ist. Auch wenn es noch nicht vollstaendig autonom organisiert ist, da mensch sich schwer vollstaendig den staatlichen Strukturen entziehen kann, ist es doch ein weit vorangeschrittener Ansatz der ausbaufaehig und angehbar ist.

A LUCHA SIGUE !!!!“

Kommentare

One Kommentar zu “Nachricht aus Chiapas”

  1. orange am März 23rd, 2008 15:40

    eine weitere gute nachricht :)

    Autonome Klinik für sexuelle und reproduktive Gesundheit eröffnet

    RADIO INSURGENTE 15.3.2008

    Am 8. März wurde im Caracol III von La Garrucha eine autonome Klinik für sexuelle und reproduktive Gesundheit eröffnet, die den Namen „Comandanta Ramona“ tragen wird. Während der Einweihung erklärten die Zapatistinnen der Region, dass in Chiapas und ganz Mexiko noch immer viele Frauen wegen Problemen während der Schwangerschaft, während der Geburt oder nach der Geburt sterben.

    In der neuen Klinik werden die Frauen zu Gesundheitspromotorinnen und Hebammen ausgebildet. Der Plan zum Aufbau der Klinik wurde 2005 beschlossen, als in der Zone 20 Promotorinnen arbeiteten. Heute arbeiten 63 Promotorinnen und Hebammen in den vier autonomen Landkreisen der Zone.

    Die Einweihungsfeier wurde von Angehörigen der Junta der Guten Regierung und den RepräsentantInnen von OSIMECH (Organización de Salud Comunitaria de Indígenas Mayas del Estado de Chiapas), FOCA (Formación y Capacitación A.C.) und PTM (Paz y Tercer Mundo). Florinda, eine zapatistische Aktivistin, sagte, dass die Gesundheit der Frauen sehr wichtig sei, um im Kampf voranzuschreiten.

    ***
    Quelle: http://www.radioinsurgente.org
    Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.

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